Der Einfluss von Zahnlücken auf die Atemgesundheit: Wenn Zahnstellung die Atmung verändert
20. November 2025Zahnlücken gelten oft als rein optisches Problem, doch sie können auch die Atemwege beeinträchtigen. Eine veränderte Zahnstellung beeinflusst die Position der Zunge und damit den Luftstrom beim Atmen. Welche gesundheitlichen Folgen kann das haben, und wie können moderne Behandlungskonzepte helfen, die Atmung zu verbessern?
Wie Zahnlücken die Atmung beeinflussen
Zähne, Kiefer und Zunge bilden ein fein abgestimmtes System. Kommt es durch Zahnlücken oder Fehlstellungen zu Veränderungen, kann die Zunge ihre natürliche Position nicht mehr optimal einnehmen. Liegt sie zu weit vorn oder drückt beim Schlucken gegen die Zähne, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene durch den Mund statt durch die Nase atmen.
Dauerhafte Mundatmung kann die Schleimhäute austrocknen, die Luftfilterung beeinträchtigen und das Schlafverhalten stören. Besonders bei Kindern kann sich der Kiefer dadurch verändern: Der Gaumen wird schmaler, was die Nasenatmung zusätzlich erschwert.
Ursachen von Zahnlücken: Genetik, Zahnverlust und Gewohnheiten
Zahnlücken, medizinisch Diastemata genannt, können aus verschiedenen Gründen entstehen. Eine genetische Veranlagung spielt dabei eine wichtige Rolle: Ist der Kiefer größer als die Zähne, entstehen natürliche Zwischenräume. Auch Zahnverlust durch Karies, Parodontitis oder Verletzungen kann dazu führen, dass Lücken entstehen. Bei Kindern können Gewohnheiten wie längeres Daumenlutschen oder Lippenbeißen die Zahnstellung beeinflussen und so Zahnlücken begünstigen. Ebenso kann eine veränderte Zungenlage, bei der die Zunge beim Schlucken regelmäßig gegen die Vorderzähne drückt, langfristig die Position der Zähne verschieben. Diese Ursachen erklären, wie Zahnlücken entstehen, und zeigen, welche typischen Beschwerden dadurch auftreten können.
Typische Beschwerden durch Zahnlücken und Mundatmung
Eine veränderte Zungen- und Kieferposition kann mehrere Beschwerden nach sich ziehen:
- Chronische Mundatmung: Die Luft wird nicht ausreichend befeuchtet und gefiltert.
- Trockene Schleimhäute und erhöhter Infektanfälligkeit im Rachenbereich.
- Schnarchen und Schlafstörungen durch verengte Atemwege.
- Kiefer- und Haltungsprobleme durch muskuläre Fehlspannungen im Mund- und Gesichtsbereich.
- Verminderte Sauerstoffaufnahme, was zu Erschöpfung und Konzentrationsproblemen führen kann.
Gerade bei Kindern kann sich durch anhaltende Mundatmung die Kieferform verändern: der Gaumen wird schmaler, und das erschwert die Nasenatmung zusätzlich.
Wann eine zahnärztliche oder kieferorthopädische Abklärung sinnvoll ist
Eine Untersuchung ist besonders sinnvoll bei:
- neu entstandenen oder vergrößerten Zahnlücken,
- häufiger Mundatmung statt Nasenatmung,
- spürbarem Zungendruck gegen oder zwischen die Zähne beim Schlucken oder Sprechen,
- Schnarchen oder unruhigem Schlaf,
- wiederkehrend trockenen Schleimhäuten oder Halsschmerzen.
Bei der Abklärung beurteilen Ärztinnen und Ärzte die Zahnstellung, Kieferform, Zungenruhelage, das Schluckmuster und das Atemverhalten, um mögliche funktionelle Probleme frühzeitig zu erkennen. In der Regel ist dafür ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde der erste Ansprechpartner; bei zusätzlichen Atemproblemen kann auch eine HNO-Ärztin oder ein HNO-Arzt hinzugezogen werden.
Behandlungsmöglichkeiten: Kieferorthopädie, Logopädie und Atemtherapie
Je nach Befund können verschiedene kieferorthopädische Maßnahmen die Atemfunktion gezielt unterstützen. Festsitzende oder herausnehmbare Zahnspangen richten die Zähne aus und schaffen der Zunge ausreichend Platz, während spezielle Geräte zur Korrektur der Zungen- oder Lippenhaltung helfen, das Schluckmuster zu normalisieren. Bei einem zu schmalen Oberkiefer kann ein Gaumennahterweiterer eingesetzt werden, um den Luftstrom zu verbessern. Ein Gaumennahterweiterer ist ein kieferorthopädisches Gerät, das den Oberkiefer sanft verbreitert, indem es die Gaumennaht schrittweise auseinanderdrückt.
Ergänzend kann eine myofunktionelle (die Muskelfunktion betreffende) Logopädie sinnvoll sein, bei der die Mund- und Zungenmuskulatur gezielt trainiert wird, um Atmung, Schlucken und Sprache zu optimieren. Zudem kann eine HNO-Ärztin oder ein HNO-Arzt überprüfen, ob Nasenverengungen, Polypen oder andere Atemwegsprobleme vorliegen, die das Atmen erschweren. In solchen Fällen können medikamentöse Therapien, minimalinvasive Eingriffe oder spezielle Übungen die Nasenatmung verbessern. Ziel all dieser Maßnahmen ist es, Zahnstellung, Zungenlage und Atmung wieder in Einklang zu bringen, Beschwerden zu reduzieren und die Lebensqualität dauerhaft zu steigern.
Prävention: Zahnlücken vorbeugen und Atemgesundheit fördern
Werden Zahnlücken frühzeitig behandelt, lassen sich funktionelle Probleme meist vollständig beheben. Bei Kindern können rechtzeitige Maßnahmen Fehlentwicklungen verhindern, bei Erwachsenen führen moderne Methoden zu deutlichen Verbesserungen in Atmung, Schlaf und Wohlbefinden. Eine regelmäßige Kontrolle der Zahnstellung und funktionelles Training der Mundmuskulatur helfen, Zahnlücken und damit verbundene Atemprobleme dauerhaft zu vermeiden.
Fazit
Zahnlücken sind mehr als nur ein kosmetisches Thema. Sie können die Atmung, die Zungenlage und sogar die Schlafqualität beeinflussen. Durch eine Kombination aus kieferorthopädischer Behandlung, funktioneller Therapie und Atemtraining lassen sich die Ursachen gezielt beheben – für freies Atmen und bessere Gesundheit.
Quellen:
- Das Gesundheitsportal medondo.health
- Estripeaut, L.E., Henriques, J.F. and de Almeida, R.R. (1989). Thumbsucking and malocclusion--presentation of a clinical case. Revista de odontologia da Universidade de Sao Paulo, [online] 3(2), pp.371–6. Available at: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2639459/
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- Zahnlücken: Einfluss auf die Mund- und Körpergesundheit | GZFA [Internet]. Gzfa.de. 2024 [cited 2025 Nov 10]. Available from: https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/zahnersatz/festsitzender-zahnersatz/zahnluecken/