Minimalinvasive Implantologie Quelle: pexels

Implantate: wirklich nur ein kleiner Eingriff

03. Dezember 2021

Wenn der Zustand des Kiefers es erlaubt, bietet das Einsetzen von Implantaten mit minimalinvasiven Methoden eine Menge Vorteile. Voraussetzung ist, dass nach dem Entfernen oder dem Verlust eines Zahns schnell gehandelt wird. 

Zahnimplantate kommen dem natürlichen Zahn am nächsten

Zahnimplantate kommen dem natürlichen Zahn am nächsten I Quelle: pexels

Ist ein Zahn nicht mehr zu retten, muss Ersatz her. Implantate können ganze Zähne so ersetzen, dass sie dem natürlichen Zahn sehr nahekommen. Unter einem Zahnimplantat versteht man im engeren Sinne eine künstliche Zahnwurzel, die im Kieferknochen verankert wird. Darauf wird der endgültige Zahnersatz in Form einer Krone, Brücke oder festsitzenden Prothese befestigt. Das hat viele Vorteile gegenüber anderen Formen von Zahnersatz. Zum Beispiel müssen keine benachbarten, gesunden Zähne beschliffen werden.

Abwarten macht Knochenaufbau erforderlich

Knochen ist ein lebendiges Gewebe und unterliegt ständigen Umbauprozessen. Wird er nicht beansprucht, bildet er sich zurück. Das gilt auch für Kieferknochen: Dort, wo ein Zahn fehlt, wirken keine mechanischen Kräfte auf den Knochen ein. Wird eine Zahnlücke nicht direkt versorgt, bilden sich Knochen und Zahnfleisch an dieser Stelle zurück. Die Folge: Es kann nicht mehr ohne weiteres ein Zahnimplantat eingesetzt werden. Dann hilft nur noch ein vorbereitender Knochenaufbau, sodass in der Regel mehrere Eingriffe nötig werden.

Bei Zahnverlust schnell handeln

Eine Möglichkeit, das zu verhindern, sind sogenannte Sofortimplantate: Wird man nach dem Verlust eines Zahns gleich aktiv und lässt die Zahnlücke mit einem Implantat versorgen, ist der Kieferknochen quasi noch im Originalzustand. Durch das Implantat erhält der Knochen die gleichen mechanischen Reize, wie dies bei einem natürlichen Zahn der Fall wäre. Er bleibt also erhalten und ist gar nicht erst von Knochenschwund betroffen.

Schonende Implantation ohne Skalpell

Sofortimplantate werden nicht nur schnell, sondern auch minimalinvasiv eingesetzt. Ein Stift aus Titan ersetzt und imitiert quasi die Zahnwurzel. Der Kiefer erhält durch das Implantat weiter Gegendruck und der Knochen bleibt stabil. Die Implantation ist ein sehr schonendes Verfahren: Es muss nur ein Loch mit minimalem Durchmesser in den Knochen gebohrt werden, ohne das Skalpell anzusetzen und das Zahnfleisch groß anzutasten. Wegen des geringen Implantat-Durchmessers spricht man auch von einem Mini-Implantat. Der Eingriff ist für die Patienten weniger belastend und schmerzhaft. Die Wunde, die dabei entsteht, ist klein und verheilt schnell – und das wertvolle Zahnfleisch bleibt gesund. Solche minimalinvasiven Verfahren lohnen sich also in vielerlei Hinsicht.

Sicherheit und Präzision durch exakte Diagnostik und virtuelle Planung

Voraussetzung für das minimalinvasive Vorgehen ist das Vorhandensein von ausreichend Knochengewebe. Um das beurteilen zu können, ist eine digitale Volumentomographie (DVT) mit einer speziellen Scanschablone erforderlich. Mit diesem strahlungsarmen Röntgenscan werden Zähne und Kiefer dreidimensional dargestellt („3D-Röntgen“). Dadurch kann die Knochenstruktur einschließlich Nerven und Blutgefäßen bis ins kleinste Detail analysiert werden. 

Knochensubstanz wird optimal genutzt

Anschließend wird der minimalinvasive Eingriff auf der Basis der DVT virtuell mit Hilfe eines Computerprogramms geplant. Länge, Durchmesser, Position und Neigungswinkel der Implantate werden exakt festgelegt – unter optimaler Nutzung der vorhandenen Knochensubstanz. Durch spezielle Implantationstechniken lässt sich auch bei schwieriger Ausgangssituation das Optimum herausholen, sodass oft auf einen Knochenaufbau verzichtet werden kann. Sollte das doch einmal nötig sein, kann dies meist im Rahmen der Implantation erfolgen. 

Im nächsten Schritt übersetzt man die virtuellen Daten in Form einer Bohrschablone oder Navigationsschablone in die Realität. Sie enthält Hülsen, die den Bohrer beim Setzen des Implantats führen. Das Zahnfleisch wird im Gegensatz zur herkömmlichen Implantation nicht mit dem Skalpell geöffnet, um den Kieferknochen freizulegen. Stattdessen wird nur ein kleines Loch ausgestanzt. Die Implantation ist für die Patienten dadurch deutlich angenehmer. Sie haben weniger Schmerzen, brauchen weniger Betäubung und haben den Eingriff schnell hinter sich.

Für wen ist minimalinvasive Implantologie geeignet?

Patienten empfinden minimalinvasive Implantationen meist als angenehmer. Die positiven Aspekte liegen auf der Hand. Insbesondere ältere Menschen und Patienten mit Zahnarzt-Angst sind mit den schonenden Techniken gut beraten. Wenn die Knochenmasse nicht ausreicht, kommen sie jedoch an ihre Grenzen. Außerdem sind die Kosten etwas höher. Durch die effizientere Vorgehensweise werden jedoch auch Kosten gespart.

Vorteile der minimalinvasiven Implantologie:

  • weniger Behandlungstermine – meistens nur drei zur Vorbereitung, Behandlung und Nachsorge
  • vorhandener Knochen kann optimal ausgenutzt werden
  • bessere Wundheilung, weniger Risiken und Schmerzen, weil das Zahnfleisch nur minimal verletzt wird
  • sehr gute Ergebnisse hinsichtlich Ästhetik und Funktion

 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • Do TA, Le HS, Shen YW, Huang HL, Fuh LJ. Risk Factors related to Late Failure of Dental Implant-A Systematic Review of Recent Studies. Int J Environ Res Public Health. 2020 Jun 2;17(11):3931.
  • Gambarini G, Galli M, Stefanelli LV, Di Nardo D, Morese A, Seracchiani M, De Angelis F, Di Carlo S, Testarelli L. Endodontic Microsurgery Using Dynamic Navigation System: A Case Report. J Endod. 2019 Nov;45(11):1397-1402.e6.
  • Kan JYK, Rungcharassaeng K, Deflorian M, Weinstein T, Wang HL, Testori T. Immediate implant placement and provisionalization of maxillary anterior single implants. Periodontol 2000. 2018 Jun;77(1):197-212.