Kohle-Zahnpasta: Sinnvoll oder schädlich?

07. August 2025

Bereits bei den alten Römern galten saubere, weiße Zähne als erstrebenswert. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Als natürliche Möglichkeit der Zahnaufhellung vermarktet die Kosmetikindustrie zunehmend Produkte mit Aktivkohle. Doch hält die Kohle-Zahnpasta wirklich, was sie verspricht? 

Immer wieder kommen neue, vermeintlich vielversprechende Zahnpasten auf den Markt. Gerade in Zeiten digitaler Medien locken Firmen online mit einer Vielzahl von Versprechungen. Kohle-Zahnpasten sind da keine Ausnahme und haben in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. Beworben als natürlicher Weg zur Zahnaufhellung, erfreuen sie sich wachsender Beliebtheit bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, die nach alternativen Mundpflegeprodukten suchen. Viele Hersteller behaupten, dass ihre pechschwarzen Zahnpasten zudem remineralisierende, antimikrobielle und antimykotische Eigenschaften haben. Halten diese Zahnpasten, was sie versprechen, oder bergen sie sogar schädliche Eigenschaften?

Aktivkohle bindet und filtert

Kohle-Zahnpasta enthält in der Regel Aktivkohle, ein feinkörniges, schwarzes Pulver, das durch die Erhitzung von Kohlenstoffquellen wie Holz oder Kokosnussschalen hergestellt wird. Es gibt Hinweise darauf, dass die alten Ägypter die ersten waren, die Aktivkohle verwendeten. Damals wurde sie vor allem als Kochmaterial und zur Desinfektion von Wunden eingesetzt. Der Begriff „aktiviert“ bezieht sich darauf, dass die Kohle aus extrem kleinen Partikeln besteht, was zu einer hohen Porosität und damit zu einer großen Adsorptionsfläche führt. Man kann sich das wie einen sehr feinporigen Schwamm vorstellen: Je mehr kleine Poren oder Unebenheiten er hat, desto mehr Platz gibt es, um andere Teilchen festzuhalten. Bei Aktivkohle ist diese Fläche besonders groß, weil sie aus vielen winzigen Partikeln besteht. Dadurch kann Aktivkohle effektiv Substanzen wie Gifte oder Chemikalien binden und ausfiltern. Auch in der heutigen Medizin wird Aktivkohle als Behandlungsmethode bei akuten Überdosierungen oder Vergiftungen verwendet. 

Was macht die Kohle in der Zahnpasta?

Zahnpasta ist ein wichtiges Hilfsmittel zur mechanischen Entfernung von Zahnbelag. Die körnige Struktur der Aktivkohle in der Kohle-Zahnpasten soll wie ein mildes Schleifmittel wirken, das Flecken und Verfärbungen durch Kaffee, Tee oder Rotwein von der Zahnoberfläche entfernt und so zu einem helleren Lächeln führen. Anwenderinnen und Anwender berichten oft von einem (vorübergehend) helleren Zahnfarbton und einem frischen Mundgefühl. Da die Zahnpasten die Mundhöhle zunächst schwarz färben, ist es schwer zu beurteilen, ob die Zähne tatsächlich weißer geworden sind oder ob der Kontrast zwischen Schwarz und Weiß täuscht.

Denn klinische Beweise stützen die Behauptungen der Unternehmen bislang nicht. Studien zeigen keine klinisch signifikante aufhellende Wirkung von Aktivkohlepulver. Auch die antibakteriellen und entgiftenden Eigenschaften, die oft beworben werden, sind wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Aktivkohlezahnpasten verfügen zwar meist über eine hohe Reinigungswirkung, doch sie enthalten in der Regel weitere Schleifmittel, weshalb es schwierig ist, den alleinigen Einfluss von Aktivkohle zu beurteilen.

Abrasive Wirkung und fehlendes Fluorid

Obwohl Aktivkohle-Zahnpasta natürliche Inhaltsstoffe enthält, ist Vorsicht geboten. Die Wirkung der Kohlepartikel auf die Zähne ist vergleichbar mit der von Schleifpapier. Die Bakterien werden abgerieben, allerdings so grob, dass bei übermäßiger Verwendung auch der Zahnschmelz angegriffen wird. Der Zahnschmelz schützt die Zähne vor Karies und Empfindlichkeiten. Einmal beschädigt, kann er nicht regeneriert werden. Daher ist es wichtig, Kohle-Zahnpasta sparsam und nicht täglich zu verwenden.

Personen mit empfindlichen Zähnen, freiliegenden Zahnhälsen oder bestehendem Zahnschmelzverlust sollten ganz auf die Nutzung verzichten. Patientinnen und Patienten mit Zahnrestaurationen wie Kronen oder Brücken sollten ebenfalls vorsichtig sein, da die abrasive Natur der Aktivkohle die Oberflächen dieser Materialien beschädigen kann. Vor der Anwendung sollte immer eine Rücksprache mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt erfolgen, um individuelle Risiken abzuwägen.

Ein beunruhigender Trend ist das Fehlen von Fluorid in vielen der untersuchten Pasten. Das ist weitgehend darauf zurückzuführen, dass die Zahnpasten als natürlich, umweltfreundlich oder biologisch verkauft werden. Fluorid ist jedoch ein entscheidender Bestandteil herkömmlicher Zahnpasten, da es eine wichtige Rolle beim Schutz der Zahnoberfläche spielt. Es hilft, den Zahnschmelz zu stärken und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe von Bakterien in der Mundhöhle, die Karies verursachen können. Darüber hinaus fördert Fluorid die Remineralisierung, das heißt, es unterstützt die Wiedereinlagerung von Mineralien in den Schmelz, die durch Säureangriffe verloren gegangen sind. Ohne Fluorid in der Zahnpasta könnte das Risiko für Karies und andere Zahnschäden steigen, da die schützende Wirkung gegen Demineralisierung fehlt. 

Gibt es Alternativen für die Zahnaufhellung?

Ja, es gibt verschiedene Vorgehensweisen, um hellere Zähne zu erlangen. Zunächst ist es wichtig, eine regelmäßige und gründliche Zahnpflege zu betreiben. Dazu gehören neben dem zweimal täglichen Zähneputzen auch der regelmäßige Besuch einer Zahnarztpraxis zur Prophylaxe. Auch eine professionelle Zahnreinigung sollte regelmäßig durchgeführt werden.

Wer mit der Farbe der eigenen Zähne dennoch nicht zufrieden ist, könnte ein professionelles Zahnbleaching bei der Zahnärztin oder dem Zahnarzt durchführen lassen. Beim Bleachen werden auch intrinsische, im Zahn eingelagerte Verfärbungen aufgehellt, die Zahnfarbe wird also insgesamt heller – gegebenenfalls sogar um mehrere Zahnstufen.

Fazit

Aktiv­kohle ist kein Wunder­mittel zur Zahnaufhellung. Ohne ausreichende wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit bleibt Kohle-Zahnpasta ein umstrittenes Produkt. Wer eine dauerhafte und sichere Zahnaufhellung sucht, sollte sich an bewährte Methoden halten und die Zahnärztin oder den Zahnarzt ihres oder seines Vertrauens konsultieren. Besonders im Zeitalter der sozialen Medien ist es wichtig, gut informiert zu sein, um der eigenen Mundgesundheit nicht zu schaden.

 

Quellen:

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