Nachhaltige Parodontitistherapie ist wichtig Quelle: unsplash

Parodontitis: Antworten auf die häufigsten Fragen

03. Februar 2022

Parodontitis ist weit verbreitet. Das Wissen darüber leider nicht. Hier finden Sie einen kompakten Überblick über alles Wissenswerte rund um die Volkskrankheit Parodontitis. 

Was ist Parodontitis?

Eine Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparats – also der Strukturen aus Bindegewebe, die den Zahn im Kiefer fixieren. Dieses sogenannte Parodont besteht aus dem Zahnfleisch, dem Kieferknochen und feinen Haltefasern aus Bindegewebe. Parodontitis ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Unbehandelt kann sie nicht nur zu Zahnverlust führen, sondern auch die allgemeine Gesundheit bedrohen. Früher sprach man auch von Parodontose. Da der Begriff Parodontitis den entzündlichen Charakter der Krankheit besser beschreibt, wird er heute vorgezogen (-itis steht für Entzündung).

Wer ist von Parodontitis betroffen?

Parodontitis ist eine der häufigsten chronischen Krankheiten überhaupt. Meist tritt sie im fortgeschrittenen Erwachsenenalter auf, mit dem Alter steigt das Erkrankungsrisiko. Selten gibt es aber auch aggressive Formen von Parodontitis, die sogar Kinder und Jugendliche betreffen können.

Wie entsteht Parodontitis?

Parodontitis wird durch Bakterien im Zahnbelag (Plaque) verursacht. Dass in der Mundhöhle Bakterien leben, ist normal. Die meisten von ihnen sind harmlos oder sogar gesund. Vermehren sich jedoch die falschen Bakterien unkontrolliert und in bestimmten Schlupfwinkeln, etwa in den Zwischenräumen zwischen Zahnfleisch und Zahn, reagiert der Körper darauf mit einer Entzündung. Zunächst spielt sich die Entzündung nur im Zahnfleisch ab. Das bezeichnet man als „Gingivitis“ oder Zahnfleischentzündung. Unternimmt man nichts dagegen, kann sich daraus eine Parodontitis entwickeln. Das bedeutet, dass sich die Entzündung in Richtung Kieferknochen und Haltefasern ausdehnt. Zudem bilden sich Zahnfleischtaschen: Das Zahnfleisch liegt nicht mehr eng an der Zahnwurzel an und es entstehen Nischen, die wiederum perfekte Rückzugsorte für Bakterien sind. Knochen und Zahnfleisch gehen zurück. Unbehandelt können die Zähne locker werden und sogar ausfallen.

Wie äußert sich Parodontitis?

Am Beginn einer Parodontitis steht immer eine Zahnfleischentzündung. Typische Anzeichen dafür sind gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch, vermehrtes Zahnfleischbluten. Durch Zahnfleischrückgang können Zahnhälse frei liegen und empfindlich sein. Auch Mundgeruch ist ein Warnzeichen. Ist der Zahnhalteapparat bereits geschädigt, können Zähne auch merklich gelockert sein.

Warum ist Parodontitis nicht heilbar?

Parodontitis verläuft chronisch und in Schüben. Auf Phasen der Gewebezerstörung folgen längere Phasen, in denen die Erkrankung ruht. Parodontitis heilt aber weder von alleine aus, noch kann sie dauerhaft geheilt werden. Denn die verursachenden bakteriellen Beläge bilden sich immer wieder neu, sobald Mundhygiene und Zahnarztbesuche vernachlässigt werden. Der Körper reagiert darauf mit einer Entzündungsreaktion, die das Gewebe um den Zahn herum zerstört. Man kann die Parodontitis aber zum Stillstand bringen, insbesondere, wenn sie früh erkannt wird. Voraussetzungen dafür sind eine gute Mitarbeit des Patienten und eine lebenslange Nachsorge.

Was sind die Ursachen von Parodontitis?

Hauptauslöser für Parodontitis sind bakterieller Zahnbelag und Zahnstein, bedingt durch schlechte Zahnhygiene. Ob der Körper auf die Bakterien mit einer – letztlich zerstörerischen – Entzündungsreaktion reagiert, ist jedoch individuell unterschiedlich. Als Risikofaktoren gelten:

  • Rauchen: Raucher haben ein vierfach erhöhtes Parodontitis-Risiko.
  • Diabetes: Diabetiker mit schlecht eingestelltem Blutzucker haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für ein Voranschreiten der Parodontitis.
  • Veranlagung: Auch die Gene scheinen eine Rolle zu spielen.
  • Ernährung: Negativ ist insbesondere eine kohlenhydratreiche, kalzium- und vitaminarme Ernährung.
  • Alter: Mit dem Lebensalter steigt das Risiko für Parodontitis.
  • Schwangerschaft: Hormonumstellungen machen das Zahnfleisch empfindlich. Deshalb sind Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche in der Schwangerschaft besonders wichtig.
  • Kieferorthopädische Behandlung: Da manche Zahnspangen die Zahnhygiene erschweren, sollte man auch während einer KFO-Behandlung ganz besonders auf Mund- und Zahnhygiene achten.
  • Unbehandelte Karies
  • Zähneknirschen und Zähnepressen
  • Mundatmung und Mundtrockenheit sowie Medikamente, die den Speichelfluss vermindern, darunter Blutdrucksenker, Antihistaminika, Antiepileptika und Beruhigungsmittel

 

Entstehung einer Parodontitis
Entstehung einer Parodontitis I Quelle: intern

 

Wie wirkt sich Parodontitis auf die allgemeine Gesundheit aus?

Parodontitis wirkt sich nicht nur negativ auf die Mundgesundheit aus. Seit einigen Jahren weiß man, dass es auch Wechselwirkungen mit der allgemeinen Gesundheit gibt. So wirkt sich eine Parodontitis ungünstig auf den Verlauf einer Schwangerschaft aus. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Atemwegserkrankungen, chronische Nierenerkrankungen und das metabolische Syndrom – eine Kombination aus Übergewicht, Bluthochdruck, Zucker- und Fettstoffwechselstörungen – werden befördert. Auch ein Zusammenhang zwischen Parodontitis und Alzheimer wird diskutiert.

Wie wird Parodontitis behandelt?

Die Behandlung einer Parodontitis hängt vom jeweiligen Erkrankungsstadium ab. Sie erfolgt strukturiert nach wissenschaftlichen Leitlinien und hält sich an ein Stufenschema. Die Mitarbeit des Patienten und eine lebenslange Nachsorge sind wichtige Komponenten, damit die akute Entzündung und das Fortschreiten der Erkrankung gestoppt werden kann.

Wann sollte man zum Zahnarzt gehen?

Zahnfleischbluten ist immer ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Besonders wenn es regelmäßig auftritt oder das Zahnfleisch zusätzlich gerötet und geschwollen ist, sollte man einen Zahnarzt zurate ziehen. Zahnfleischprobleme, Mundgeruch oder das Gefühl, dass Zähne lockerer geworden sind – solche Themen werden oft tabuisiert. Man sollte sich aber nicht scheuen, sie beim Zahnarztbesuch anzusprechen.

Kieferorthopädie und Parodontitis 

Vor geplanter kieferorthopädischer Therapie ist die parodontale Befunderhebung im Rahmen einer umfassenden kieferorthopädischen Diagnostik sehr wichtig und für den Behandlungserfolg von entscheidender Bedeutung. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnarzt, Parodontologen und Kieferorthopäden führt zu nachhaltigen Behandlungsergebnissen. Durch eine systematische Parodontalbehandlung  vor kieferorthopädischer Therapie und durch die unterstützende Parodontaltherapie (UPT) wird eine kieferorthopädische Behandlung auch im parodontal vorgeschädigten Gebiss möglich.

Quellen:

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  • Das Gesundheitsportal medondo.health