Schwanger? Expertentipps zur Zahngesundheit in der Schwangerschaft
07. Oktober 2021Ein Besuch beim Zahnarzt ist für Schwangere Pflicht. Warum das so ist, was man in der Schwangerschaft sonst noch für seine Zähne tun sollte und wie sich Zahnerkrankungen auf das ungeborene Baby auswirken können, erklären wir im Artikel rund um Zähne und Schwangerschaft.
Man sagt, jedes Kind kostet einen Zahn
Man sagt, jedes Kind kostet einen Zahn. Aber stimmt das auch? Oder ist das nur ein Schwangerschafts-Mythos? Kurz und knackig: Es ist etwas Wahres dran. Statistische Auswertungen weisen darauf hin, dass die Geburt eines Kindes das Risiko für einen späteren Zahnverlust erhöhen kann. Studien zeigen auch, dass in der Schwangerschaft das Risiko für Mundkrankheiten steigt.
Erstaunlich, oder? Jetzt kommt das noch viel Erstaunlichere: Nicht nur die Schwangerschaft kann die Mund- und Zahngesundheit beeinflussen, sondern auch umgekehrt. Erkrankungen im Mund können erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft und den Fötus nehmen. Viele Schwangere sind sich der unglaublich wichtigen Bedeutung der Mund- und Zahngesundheit während dieses Lebensabschnittes jedoch nicht bewusst. Eine zahnmedizinische Vorsorge ist unabdingbar in der Schwangerschaftsvorsorge!
Schwangerschaft und Mundgesundheit
Der Mythos „Jedes Kind kostet einen Zahn“ kommt nicht von ungefähr. Natürlich ist er nicht wörtlich zu nehmen. Und vor allem kann man viel tun, damit es nicht so weit kommt. Doch wieso steigt überhaupt das Risiko für Zahnverlust durch eine Schwangerschaft?
Schwangerschaft und Karies
Die Zähne werden in der Schwangerschaft anfälliger für Karies und Zahnsubstanz-Schäden. Warum ist das so? Die Widerstandsfähigkeit der Zahnsubstanz wird stark durch den Speichel beeinflusst. Normalerweise neutralisiert der Speichel Karies-Säuren und hilft durch seinen hohen Mineraliengehalt der Zahnsubstanz, fest zu bleiben. In der Schwangerschaft verändert sich die Speichel-Zusammensetzung. Er wird saurer und der Gehalt an Kalzium und Phosphat verringert sich. Dadurch werden diese „Superkräfte“ schwächer und das Risiko für Karies steigt.
Als wäre das nicht schon genug, leiden die Zähne außerdem unter einer möglichen Schwangerschafts-Übelkeit. Muss sich die Schwangere regelmäßig erbrechen, wird die Zahnsubstanz durch die Magensäure angegriffen. Dies führt zu so genannten Erosionen. Das sind unschöne Auswaschungen des Zahnschmelzes – also der obersten Schicht des Zahnes.
Schwangerschaft und Zahnfleischentzündung
Kennen Sie das? Seitdem Sie schwanger sind, blutet plötzlich bei jedem Zähneputzen das Zahnfleisch stark. Damit sind Sie nicht die Ausnahme. Schwangere Frauen leiden signifikant häufiger an einer Zahnfleischentzündung. Und das hat folgende Gründe:
- Der Spiegel des weiblichen Hormons Progesteron steigt stark an. Dieses bewirkt, dass das Zahnfleisch stärker durchblutet und aufgelockert wird. Dadurch wird es empfindlicher gegenüber Bakterien und Zahnbelag.
- Das Hormon Progesteron reguliert auch die Immunabwehr des Körpers herunter, um den Fötus vor dem Immunsystem zu schützen. Dadurch kann sich der Körper, also auch das Zahnfleisch, schlechter gegen Entzündungen verursachende Bakterien wehren.
- Der erhöhte Spiegel des weiblichen Hormons Östrogen kann dazu führen, dass leichter Schwellungen im Mund entstehen.
- Die Zahnfleischentzündungs-Bakterien lieben diese Hormone und können sie zum Wachstum nutzen.
Auch wenn Zahnfleischbluten in der Schwangerschaft weit verbreitet ist, sollte man es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Unternimmt man nichts gegen die Zahnfleischentzündungen, können diese fortschreiten und sich zu einer sogenannten Parodontitis entwickeln. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um einen Abbau des Zahnhalteapparats, durch den tiefe Zahnfleischtaschen entstehen und Zähne sich lockern können.
Frühgeburt durch Parodontitis?
Leider sind diese Mund- und Zahnerkrankungen in der Schwangerschaft keine Einbahnstraße. Denn Entzündungen im Mundraum können auch einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschaft nehmen. Experten sind sich noch nicht ganz einig, es wird aber darüber diskutiert, ob Früh- und Fehlgeburten sowie eine Präeklampsie ("Schwangerschaftsvergiftung") mit einer Parodontitis zusammenhängen können.
Wie genau, ist noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt aber Theorien darüber, wie Entzündungen im Mund sich auf den Verlauf einer Schwangerschaft auswirken könnten:
- Es wäre möglich, dass die Bakterien, die Zahnbett-Entzündungen verursachen, in die Blutbahn gelangen und sogar die Plazentaschranke überwinden können. So würde der Fötus infiziert werden.
- Es könnte auch sein, dass die Entzündungsreaktion im Körper vorzeitige Wehen auslöst.
Eine zahnmedizinische Vorsorge in der Schwangerschaft ist also unerlässlich – wegen der Gesundheit Ihrer Zähne, aber auch für die allgemeine Gesundheit und Entwicklung von Mutter und Kind. Doch was genau sollten Schwangere tun, um Zahnerkrankungen und Schwangerschafts-Komplikationen zu vermeiden?
Die perfekte Mundpflege in der Schwangerschaft - 5 Tipps
Keine Sorge: Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich das Risiko für Mund- und Zahnkrankheiten in der Schwangerschaft auf ein Minimum reduzieren! Folgende 5 Tipps sollten Schwangere beachten.
1. Zähne putzen
So wichtig wie in diesem Lebensabschnitt war das Zähneputzen wohl noch nie. Es ist immer noch die einfachste aber effektivste Maßnahme, um Entzündungen im Mundraum vorzubeugen. Denn es reduziert stark die Bakterienzahl! Putzen Sie morgens und abends für jeweils zwei Minuten die Zähne. Achten Sie besonders darauf, dass Sie alle Bereiche im Mund gleichmäßig putzen. Eine elektrische Zahnbürste kann helfen, die richtige Putztechnik einzuhalten und das Putzergebnis zu verbessern. Zahnzwischenräume nicht vergessen, denn sie machen ein Drittel der Zahnflächen aus. Hierfür können Sie zum Beispiel Interdentalbürstchen benutzen.
2. Fluorid verwenden
Beim Zähneputzen darauf achten, dass die Zahnpasta Fluorid in einer Konzentration von 1500 ppm enthält. Denn Fluorid schützt den Zahn vor Karies-Säuren und stärkt ihn nach einem Säureangriff. Da Schwangere besonders anfällig für Karies sind, sollten Sie zusätzliches Fluorid benutzen - zum Beispiel ein 1,25-prozentiges Fluoridgel einmal wöchentlich. Keine Sorge: Es bestehen keine Bedenken bei der Anwendung von Fluoriden in der Schwangerschaft, auch nicht in erhöhter Konzentration!
3. Kaugummi kauen
Unser Speichel hat kariesschützende Eigenschaften. Auch wenn diese in der Schwangerschaft etwas herabgesetzt sind, sind sie dennoch hilfreich. Fördern Sie den Speichelfluss durch Kauen von zuckerfreiem Kaugummi! Oft sind es die einfachen Dinge, die helfen.
4. Gesund ernähren
Dass Sie in der Schwangerschaft auf Ihre Ernährung achten sollten, hören Sie sicher nicht zum ersten Mal. Auch für Ihre Zähne ist dieser Punkt wichtig. Denn durch das erhöhte Kariesrisiko ist es nun noch wichtiger, auf Zucker zu verzichten. Zügeln Sie sich auch, wenn es um Zwischenmahlzeiten geht. Denn je kürzer die Abstände zwischen den Mahlzeiten sind, desto schlechter ist das für die Zähne.
5. Zur Vorsorge beim Zahnarzt gehen
Planen Sie, schwanger zu werden? Dann lassen Sie sich beim Zahnarzt alle Entzündungsherde beseitigen. Denn jetzt geht das noch ohne Probleme und Sie können gesund in die Schwangerschaft starten. Besprechen Sie mit ihm außerdem, ob Prophylaxe-Maßnahmen, wie eine Fissuren-Versiegelung oder eine Professionelle Zahnreinigung, sinnvoll sind bzw. anstehen.
Sind Sie schon schwanger? Lassen Sie trotzdem beim Zahnarzt checken, ob Entzündungen vorliegen. Da Entzündungen ein Risiko für das Ungeborene darstellen könnten, sollten sie auch in der Schwangerschaft behandelt werden. Die meisten Zahnarzt-Behandlungen sind auch in der Schwangerschaft problemlos möglich, wenn man ein paar Dinge beachtet.
Quellen:
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- Das Gesundheitsportal medondo.health